Digitale Kontaktdatenerfassung am Flugplatz Borkenberge

Fotos: Guido Hartmann

Digitale Kontaktdatenerfassung am Flugplatz Borkenberge

Veröffentlicht von , 11. Juni 2021

Fotos: Guido Hartmann

Corona und die stark wechselnden Verordnungen auf Landesebene haben auch dem Luftsport ordentlich zugesetzt. Anfang des Jahres durften etliche Sportvereine, zu denen sich auch der Luftsport zählt, erst gar nicht die Saison beginnen. Eine Öffnung erfolgte ab März in Verbindung mit starken Hygieneauflagen und Vorschriften. So sind auch Sportvereine ähnlich wie der Einzelhandel verpflichtet, die Kontaktdaten aller Personen auf ihren Sportanlagen zu erfassen. Die segelfliegenden Vereine am Flugplatz Borkenberge sträubten sich gegen die aus Gastronomie und Einzelhandel bekannten Zettelwirtschaft und starteten den Versuch zur Digitalisierung. Zunächst mit Hilfe der luca-App, seit Anfang Mai zusätzlich mit der Corona-Warn-App wurde eine digitale Kontakterfassung ermöglicht. Wir sprachen hierzu mit Guido Hartmann, Pressesprecher der Flugsportgemeinschaft Datteln Bork.

Wie wirkt sich Corona auf euren Sport aus?

Wir sind als Verein dankbar, in dieser Pandemiezeit überhaupt unseren Luftsport ausüben zu können. Die Corona-Situation nehmen wir sehr ernst. Uns ist es wichtig, dass alle Mitglieder ihr Hobby gesund und ohne Risiken ausüben können. Daher hatten wir schon im Frühjahr des letzten Jahres ein umfangreiches Hygienekonzept verfasst, um etwaige Risiken und Kontakte auch an der frischen Luft zu minimieren. Dieses Konzept wird stetig an die aktuellen Vorgaben angepasst, was zusätzlichen Aufwand bedeutet.

Wie setzt ihr die Vorgaben als Verein um?

Neben Abstandsregeln und umfangreichen Desinfektionsvorgaben sind auch wir verpflichtet, eine Kontaktnachverfolgung im Falle eines Infektionsgeschehens zu ermöglichen. Bisher bedeutete dies, dass wir morgens eine Liste erstellen mussten, wer am Flugbetrieb teilnimmt. Zusätzlich wurden am Startbereich Anwesenheitslisten geführt. Auch Personen, die nur als Gäste vorbeischauen, gehören erfasst. Im § 4a der aktuellen Corona Schutzverordnung wird genau beschrieben, wie eine Rückverfolgbarkeit sichergestellt werden muss. Das hierbei Listen mit persönlichen Daten herumliegen könnten, gefiel uns nicht wirklich, denn ebenso sind wir auch dem Datenschutz verpflichtet.

Und wie habt ihr das Problem lösen können?

Seitens Bund und Ländern wurde immer wieder auf die verschiedenen digitalen Möglichkeiten hingewiesen. Neben der Corona-Warn-App wurde auch die luca-App genannt. So kamen wir auf die Idee, hiermit einen Versuch zu starten, denn das Konzept gefiel uns sehr gut. Also haben wir uns als Verein bei „luca-locations“ und vor ein paar Tagen auch über die Corona-Warn-App des Bundes registriert. Die Registrierung ist in beiden Fällen kostenfrei und geht sehr einfach. Hierbei wird ein QR-Code generiert, über den sich dann die Mitglieder oder Besucher einchecken können.

Jetzt seid ihr ja viele Vereine in Borkenberge. Wie wurde die Idee von den anderen Vereinen aufgenommen?

Nun ja, nachdem wir überall an unseren Vereinsunterkünften, Hallen und Fahrzeugen die auffälligen Zettel mit den QR-Codes angebracht hatten, kamen auch weitere Vereine auf uns zu. Wir haben dann innerhalb kurzer Zeit den gesamten Flugplatz mit in das Konzept einbezogen, sodass sich nun alle Personen auf dem Flugplatz digital einchecken können. Zwischenzeitlich hatten wir auch überlegt, das Flugplatzgelände in verschiedene Bereiche aufzuteilen und mit unterschiedlichen Codes zu versehen, aber das wäre doch zu umständlich. So gibt es auf dem Flugplatz für alle am Flugbetrieb beteiligten je einen Code für die luca-, sowie die Corona-App.

Beide Apps werden in den Medien ja teils kritisiert, gab es bei euch auch Gegenstimmen?

Eine kritische Betrachtung ist zunächst ja nicht verkehrt. Auch wir mussten im Vorfeld einige Abwägungen machen. Das Thema Datenschutz ist hier sehr weit vorne. Jedoch überwiegt aus unserer Sicht der Vorteil eines verschlüsselten digitalen Systems. Handschriftlichen Listen müssen aufwendig und datenschutzkonform nach vier Wochen vernichtet werden. Auch ist uns klar, dass beide Apps manipulierbar sind. Wer den QR-Code hat, kann sich theoretisch jederzeit einchecken, egal ob er sich am Platz befindet oder nicht. Aber auch hier setzen wir eher auf die Vernunft der Menschen. Keiner hat etwas davon, wenn er sich unerlaubt eincheckt. Zumal beide Systeme verschiedene Funktionen bieten, Manipulationen zu erschweren. Wer einfach vergisst sich auszuchecken, wird nach einer voreingestellten Zeit automatisch ausgeloggt. Auch das ist kein Problem.

Und was passiert, wenn nun doch ein positiver Test vorliegt?

Der Kreis schließt sich bei den zuständigen Gesundheitsämtern. Wenn die Ämter alle erforderlichen Schnittstellen zu den Apps sowie die bundeseinheitliche Software „SORMAS“ verwenden, erfolgt die Benachrichtigung gefährdeter Personen fast automatisch. Hierzu ist allerdings erforderlich, dass das zuständige Gesundheitsamt auch die Digitalisierung mitmacht. In unserem Fall sieht es so aus, dass der Kreis Coesfeld eine Corona Modellregion geworden ist. Hierbei ist eine Digitalisierung Voraussetzung. Somit kann in unserem Kreis die digitale Abfrage der Ämter genutzt werden.

Könnt ihr schon ein Fazit ziehen? Wie ist eure Meinung zu den Programmen?

Für ein Fazit ist es sicherlich zu früh. Wir müssen immer noch einige Überzeugungsarbeit leisten. Primär sehen wir hier eine Erleichterung bei der vorgeschriebenen Dokumentation. Alles läuft auf freiwilliger Basis. Die Resonanz ist allerdings sehr positiv und die Registrierung wird gut genutzt. Mit etwas Glück ist bei weiter sinkenden Inzidenzzahlen der Spuk auch irgendwann vorbei. Persönlich sehe ich beide Apps sehr positiv. Es gib sicherlich noch Verbesserungspotential, aber irgendwo muss man auch anfangen und Erfahrungen sammeln. Wir sollten alle Möglichkeiten zur Eindämmung der Pandemie nutzen und aus den Erfahrungen lernen. Dass eine Digitalisierung auch im Gesundheitswesen zwingend erforderlich war, haben wir sicherlich gewusst. Ich denke, wir sind nun aber auf dem richtigen Weg.