Die Segelflugausbildung in der Luftwaffe – ein Ausblick

Die Segelflugausbildung in der Luftwaffe – ein Ausblick

Veröffentlicht von , 09. Juni 2021

Mit dem Beginn der Segelflugausbildung in der Luftwaffe im Jahr 2013 ist die Segelflugschule Oerlinghausen – als Partner der ersten Stunde – aus dem „Gemeinschaftsprojekt Segelflugausbildung in der Luftwaffe“ nicht mehr wegzudenken. Die Segelflugschule Oerlinghausen und die Fliegerschule Wasserkuppe, die 2014 als weiterer Partner gewonnen werden konnte, waren und sind zwei verlässliche Partner, die eine Ausbildung in der benötigten Größenordnung ermöglichen, da die Luftwaffe über keine eigenen Segelflugzeuge verfügt.

Seit fast acht Jahren geben wir unseren Nachwuchs während der in den Offizierlehrgang der Luftwaffe integrierten einwöchigen Segelflugausbildung somit in die Obhut der Segelflugschule Oerlinghausen e. V. , die als Luftsportschule im Aeroclub NRW im DAeC tätig ist, sowie der Ausbildungseinrichtung auf dem „Berg der Flieger“, auf der Wasserkuppe in Hessen.

Die Ausbildung bietet unserem jungen Offiziernachwuchs die so wichtige Möglichkeit, ein Gefühl für die „dritte Dimension“ zu erhalten, diese zu erleben. Bis heute konnten so nahezu 3.000 Soldatinnen und Soldaten Erfahrungen und Eindrücke gewinnen, die sie wahrscheinlich nie wieder vergessen werden. Für einige ist diese Einweisung so motivierend, dass sie anschließend dem Flugsport treu bleiben. An dieser Ausbildung nehmen nämlich nicht nur die für den fliegerischen Dienst eingeplanten Nachwuchskräfte, sondern alle teil.

Das eigentliche Fliegen in einem Segelflugzeug stellt dabei – wenngleich wichtig – nur einen Teil des angestrebten Lernerfolgs unserer künftigen Luftwaffenoffiziere dar.

Der Schwerpunkt liegt darauf, die Gewährleistung eines sicheren Flugbetriebs als verantwortungsvolle Gemeinschaftsleistung zu verstehen. Damit soll der Aufbau eines essenziellen Grundpfeilers des Soldatenberufs unterstützt werden: Die Kameradschaft – also die sichere Gewissheit, sich in jeder Situation aufeinander verlassen zu können und die Garantie, dass Schwächen einzelner durch ein zusammengeschweißtes Team ausgeglichen werden. Auch das besonnene und überlegte Reagieren auf die Einflussnahme nicht kalkulierbarer Faktoren gehört zu den wichtigen Wesensmerkmalen, die die Luftwaffe ihrem Führungspersonal abverlangt. Die Wechselwirkung zwischen unbeeinflussbaren Wetterlagen und dem Segelflug trainiert diese wichtige Kompetenz in besonderem Maße.

Die Segelflugausbildung war, ist und bleibt ein wichtiger Abschnitt im Rahmen der Offizierausbildung der Luftwaffe!

Die Beschaffung und Unterhaltung einer luftwaffeneigenen Flotte von Segelflugzeugen ist nicht geplant, sodass der Unterstützungsbedarf durch Segelflugschulen weiterhin bestehen bleiben wird. Der örtliche Schwerpunkt der Ausbildung wird sich jedoch, nach gegenwertigem Planungsstand, künftig ändern.

Mit der für Oktober 2023 avisierten Verlegung der Offizierschule der Luftwaffe von Fürstenfeldbruck bei München in die Otto-Lilienthal-Kaserne nach Roth, in der Nähe von Nürnberg, wird die „Alma Mater der Luftwaffe“, die für die Schulung des Offiziernachwuchses – und somit auch für die Segelflugausbildung – verantwortlich ist, eine neue Heimat erhalten. Von unschätzbarem Vorteil ist es, dass die Offizierschule in Roth quasi vor der Haustür über einen Flugplatz verfügt. Die Eignung dieses Flugbetriebsbereichs für dieses Ausbildungsprogramm wurde bereits in Zusammenarbeit der beiden Segelflugschulen und der Luftwaffe geprüft.

Auch wenn der Flugplatz in Roth in den vergangenen Jahren lediglich sporadisch als Ort für die Segelflugausbildung der Luftwaffe genutzt und die Hauptlast auf den Flugplätzen in Oerlinghausen und auf der Wasserkuppe gestemmt wurde, soll doch künftig das „Ausbildungszentrum vor der eigenen Haustür“ entstehen. Infrastrukturelle Maßnahmen vor Ort, die dieses Vorhaben ermöglichen sollen, sind bereits angestoßen. Hierzu zählen die Sanierung einer Abstellhalle für bis zu zehn Segelflugzeuge, die Herrichtung der Schulungsräume, das Anlegen einer Lepo-Strecke sowie der Bau von befestigten Windenstellplätzen an beiden Startbahnköpfen, um nur einige zu nennen. Mit dem Abschluss der geplanten Baumaßnahmen soll der Flugbetriebsbereich der Offizierschule in Roth so hergerichtet sein, dass es einer oder mehreren Segelflugschulen möglich sein wird, sowohl Flugzeuge als auch notwendige Betriebstechnik dauerhaft in Roth zu stationieren.

Die sich verändernden Rahmenbedingungen machen erneut eine europaweite, vertragliche Neuausschreibung des Ausbildungsbedarfs seitens der Bundeswehr erforderlich. Die Luftwaffe wird diese Ausschreibung gemeinsam mit den verantwortlichen Dienststellen innerhalb der Bundeswehr noch vor dem Umzugstermin der Offizierschule vorbereiten.

In der Gewissheit, auch künftigen Generationen junger Offizieranwärter und Offizieranwärterinnen eine kompetente Segelflugausbildung bieten zu können, blicken wir in der Luftwaffe nach vorne.

Wir – die Luftwaffe – sind dazu bereit, diese Erfolgsstory fortzusetzen.